ALLERHEILIGEN

Mt 5,1-12

Möchten Sie eine „Heilige“/ ein „Heiliger“ genannt werden? Der Apostel Paulus beginnt seinen Brief an die Christen in Philippi mit den Worten: „...an alle Heiligen in Christus Jesus, die in Philippi sind...“ Was hat er damit gemeint?

Das Wort „Heiliger“ hat für uns einen Beigeschmack bekommen, weil wir dabei an einen Super-Frommen denken, der moralisch fehlerlos und deswegen auch von den „normalen“ Menschen abgehoben ist, weltfremd erscheint. Dazu haben auch die vielen Heiligenbilder beigetragen: Ein Mann oder eine Frau mit verklärtem Blick, mit sanftem Gesichtsausdruck, oft mit Wallehaar und honigsüß lächelnd, einfach kitschig. Das entstammt aus einer Frömmigkeitskultur und den bildlichen Darstellungen aus dem 19. Jahrhundert, die trotzdem noch herum kreisen. Da meint Paulus, da meint die Bibel schon etwas anderes.

In unserer Alltagssprache sagen wir: „Ihm war nichts heilig“. Oder: „Er schwört bei allem, was ihm heilig ist, dass dies oder das nicht stimmt“. Mit „heilig“ ist hier etwas Wichtiges, Kostbares, sogar Unantastbares gemeint. Wir sagen auch: „Er wurde geheilt“, oder „Ich habe es heil überstanden“, oder „Er suchte sein Heil in der Flucht“. „Heil“ hat etwas zu tun mit „ganz, wohl werden, unverletzt, unversehrt“. Als Mensch kümmere ich mich um mein „Heil“. Überall verwenden wir das Wort „heil“, das auch in „heilig“ oder „Heilige(r)“ steckt.

„Heilig“ hat darüber hinaus einen religiösen Sinn. Wir unterscheiden zwischen „profan = weltlich“ und „sakral = heilig“. Sakral heißt dann: zu der Welt Gottes gehörig, besonders nah an Gott sein, mit Gott verbunden sein. So können dann Orte oder Städte „heilig“ sein, aber auch Menschen, die in Verbundenheit mit Gott leben, in denen Gott wirksam ist. Deswegen nennt Paulus seine Christen „Heilige“.

Weil Menschen an Gott glauben, wirkt Gott in ihnen. Natürlich sehr unterschiedlich. Deswegen kennen wir größere und kleinere Heilige, nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch jetzt, unter uns. Wenn wir wirklich an Gott glauben, zu ihm Vertrauen haben, gehören wir zu ihm, zum Bereich Gottes, zu Gottes neuer Welt, zum Reich Gottes, auch wenn wir unvollkommen und fehlerhaft sind. Alle feiern wir heute, am Fest „Allerheiligen“.

Am Anfang der Bergpredigt Jesu fassen die so genannten „Seligpreisungen“, die wir gerade gehört haben, das zusammen. „Selig, glücklich seid ihr“, wenn ihr in dieser Welt vielleicht nicht viel bedeutet, weil ihr vor Gott arm seid, aus der Überzeugung lebt, wie wenig Referenzen ihr Gott vorlegen könnt und deswegen alles von ihm erwartet; glücklich seid ihr, wenn ihr gewaltlos lebt und dafür oft einiges einstecken müsst; glücklich seid ihr, wenn ihr euch umeinander kümmert, barmherzig miteinander umgeht, mit einem ehrlichen Herzen ohne Hintergedanken; glücklich, wenn ihr Frieden sucht und nicht Streit; glücklich, wenn ihr zu eurem Glauben steht und dafür Nachteile, sogar Verleumdungen in Kauf nehmt; glücklich seid ihr, denn dann gehört ihr zu Gott, zu seiner Welt in der ihr Trost und Stärke finden könnt. Dann seid ihr seine Heiligen, ihr gehört zum Reich Gottes.

Es ist schön, so von Jesus bestätigt zu werden und solche hoffnungsvollen Zusagen von ihm, von Gott, zu bekommen

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